Weihnachten... Die Geburt von Jesus Christus 2/2 ❤️ Aus dem Jakobus Evangelium Kapitel 20-34

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Die wahre Weihnachtsgeschichte Teil II

Jesus Christus offenbart durch Jakob Lorber
“Kindheit und Jugend Jesu” – aus den Kapiteln 20 – 34

20. Kapitel – Des Cornelius Fragen über den Messias

20,1. Joseph sprach zum Hauptmann Cornelius: „Machtträger des grossen Kaisers, was wohl kann ich armer Mann dir für deine grosse Freundschaft entgegenbieten? – Womit werde ich dir in dieser feuchten Höhle aufwarten können?

20,2. Wie dich bewirten deinem hohen Stande gemäss? – Siehe, hier in dem Karren ist meine ganze Habseligkeit, teils mitgebracht aus Nazareth, teils aber ein Geschenk schon von den hierortigen Hirten!

20,3. Wenn du davon etwas geniessen kannst, so sei ein jeder Bissen, den du in deinen Mund führen möchtest, tausendfach gesegnet!“

20,4. Cornelius aber sagte: „Guter Mann, kümmere und sorge dich ja nicht um mich; denn siehe, hier ist ja meine Hausherrin, diese wird schon Sorge tragen für die Küche, und wir werden alle genug haben um ein lichtes Geldstück, das da gezieret ist mit des Kaisers Haupte!“

20,5. Hier gab der Hauptmann der Wehmutter eine Goldmünze und hiess sie sorgen für ein gutes Mittag- und Abendmahl und, sobald es der Kindbetterin möglich wird, auch für eine bessere Wohnung.

20,6. Joseph aber sagte darauf zum Cornelius: „O herrlicher Freund! Ich bitte dich, mache dir doch unsertwegen keine Unkosten und Bemühungen; denn wir sind für die wenigen Tage, die wir hier noch zubringen werden, ohnehin – dem Herrn, Gott Israels, alles Lob! – gut versorgt!“

20,7. Hier sagte der Hauptmann: „Gut ist gut, aber besser ist besser! Daher lass es nur geschehen, und lasse mich dadurch deinem Gotte auch ein freudig Opfer bringen; denn siehe, ich ehre aller Völker Götter!

20,8. Also will ich auch den deinigen ehren; denn Er gefällt mir, seit ich Seinen Tempel zu Jerusalem gesehen habe. Und Er muss ein Gott von grosser Weisheit sein, da ihr solch eine grosse Kunst von Ihm erlernt hattet!?“

20,9. Joseph aber sprach: „O Freund! wäre es möglich mir, dich von der alleinigen einigen Wesenheit unseres Gottes zu überführen, wie gerne würde ich es tun zu deinem grössten ewigen Wohle!

20,10. Aber ich bin ein schwacher Mensch nur und vermag solches nicht; aber suche du irgend unsere Bücher auf und lese sie, da du unserer Sprache so wohl kundig bist, und du wirst da Dinge finden, die dich ins höchste Erstaunen setzen werden!“

20,11. Und der Cornelius sagte: „Guter Mann, was du mir nun freundlichst geraten hast, das habe ich schon getan, habe auch wirklich Erstaunliches darinnen gefunden!

20,12. Unter anderem aber bin ich auch auf eine Vorhersage gekommen, in der den Juden ein neuer König für ewig verheissen ist; sage mir, ob du wohl weisst, nach der Auslegung solcher Vorsage, wann da dieser König kommen wird – und von woher?“

20,13. Hier ward der Joseph etwas verlegen und sagte nach einer Weile: „Dieser wird kommen aus den Himmeln als der Sohn des ewig lebendigen Gottes! Und Sein Reich wird nicht von dieser, sondern von der Welt des Geistes und der Wahrheit sein!“

20,14. Und der Cornelius sprach: „Gut, ich verstehe dich; aber ich habe auch gelesen, dass dieser König in einem Stalle bei dieser Stadt solle geboren werden von einer Jungfrau! – Wie ist denn das zu nehmen?“

20,15. Joseph aber sprach: „O guter Mann, du hast scharfe Sinne! – Ich kann dir nichts anderes sagen als: Gehe hin, und siehe an das Mägdlein mit dem neugebornen Kinde; dort wirst du finden, das du finden möchtest!“

20,16. Und der Cornelius ging hin und betrachtete die Jungfrau mit dem Kindlein mit scharfen Augen, um aus ihr und in dem Kinde den künftigen König der Juden zu entdecken.

20,17. Er fragte daher auch die Maria, auf welche Weise sie also früh ihres Alters ist schwanger geworden.

20,18. Maria aber erwiderte: „Gerechter Mann, so wahr mein Gott lebt, so wahr auch habe ich nie einen Mann erkannt!

20,19. Es geschah aber vor drei Vierteln des Jahres, da ein Bote des Herrn zu mir kam und unterrichtete mich mit wenig Worten, dass ich vom Geiste Gottes aus solle schwanger werden.

20,20. Und also geschah es denn auch; ich ward, ohne je einen Mann erkannt zu haben, schwanger; und siehe, hier vor dir ist die Frucht der wunderbaren Verheissung! Gott aber ist mein Zeuge, dass solches alles also geschehen ist!“ –

20,21. Hier wandte sich der Cornelius an die beiden Schwestern und sagte: „Was sagt denn ihr zu dieser Geschichte? Ist das ein feiner Trug von diesem alten Manne, ein für ein blindes, abergläubiges Volk guter Vorschutz, um sich bei solchen Umständen der gesetzlichen Strafe zu entziehen?

20,22. Denn ich weiss, dass Juden für derlei Fälle die Todesstrafe gesetzt haben! – Oder sollte daran im Ernste etwas sein, – das noch schlimmer wäre als im ersten Falle, weil da des Kaisers Gesetz müsste in schärfste Anwendung gebracht werden, das da jeden Aufwiegler schon im ersten Keime erstickt haben will?! O redet die Wahrheit, damit ich weiss, wie ich mit dieser sonderbaren Familie daran bin!“

20,23. Die Salome aber sprach: „Höre mich an, o Cornelius, ich bitte dich bei aller deiner grosskaiserlichen Vollmacht! Habe ja mit dieser armen und doch wieder endlos reichen Familie nichts Ernstes und Gesetzliches zu schaffen!

20,24. Denn du kannst es mir glauben, denn ich stehe mit meinem Kopfe für die Wahrheit: dieser Familie stehen alle Mächte der Himmel, wie dir dein eigener Arm, zu Gebote, davon ich die lebendigste Überzeugung erhielt.“

20,25. Hier stutzte Cornelius noch gewaltiger und fragte die Salome: „Also auch Roms heilige Götter, Roms Helden, Waffen und unbesiegbare Macht? – O Salome! was redest du?!“

20,26. Salome aber sagte: „Ja, wie du gesagt, also ist es! – Davon bin ich lebendigst überzeugt; magst du es aber nicht glauben, da gehe hinaus und sehe an die Sonne! Sie leuchtet heute schon bei vier Stunden, und siehe, sie steht noch im Osten und getraut sich nicht weiterzuziehen!“

20,27. Und der Cornelius ging hinaus, sah an die Sonne, kam sobald wieder zurück und sagte ganz erstaunt: „Fürwahr, du hast recht; wenn die Sache mit dieser Familie in Beziehung steht, so gehorcht dieser Familie sogar der Gott Apollo!

20,28. Also muss hier Zeus sein, der mächtigste aller Götter, und es scheint sich die Zeit Deukalions und der Pyrrha zu erneuen; wenn aber das der Fall ist, so muss ich solch eine Begebenheit ja sogleich nach Rom vermelden!?“

20,29. Bei diesen Worten erschienen zwei mächtige Engel; ihre Angesichter leuchteten wie die Sonne und ihre Kleider wie der Blitz. Und sie sprachen: „Cornelius! – Schweige sogar gegen dich von dem, was du gesehen hast, – sonst gehest du und Rom heute noch zugrunde!“

20,30. Hier überfiel den Cornelius eine grosse Furcht. Die beiden Engel verschwanden; er aber ging hin zum Joseph und sprach: „O Mann! – Hier ist endlos mehr als ein werdender König der Juden! Hier ist Der, dem alle Himmel und Höllen zu Gebote stehen! Daher lass mich wieder ziehen von hier; denn ich bin’s nicht wert, in solcher Nähe Gottes mich zu befinden!“

21. Kapitel – Der freie Willen des Menschen – Rat an Cornelius

21,1. Und der Joseph, selbst ganz frappiert durch diese Äusserung des Cornelius, sagte zu ihm: „Wie gross dieses Wunder ist in sich, wüsste ich dir selbst zu künden nicht!

21,2. Dass aber grosse und mächtige Dinge dahinterstecken, das kannst du mir glauben; denn um geringer Sachen wegen würden sich nicht alle Mächte der ewigen Himmel Gottes also bewegen!

21,3. Aber darum ist dennoch kein Mensch in seinem freien Willen gehemmt und kann tun, was er will; denn das erkenne ich aus dem Gebote, das dir die zwei Engel des Herrn gegeben haben!

21,4. Denn siehe, der Herr könnte ja unsern Willen bei dieser Gelegenheit gerade also durch Seine Allmacht binden, wie Er den Willen der Tiere bindet, und wir müssten dann handeln nach Seinem Willen!

21,5. Aber Er tut das nicht und gibt dafür nur ein freies Gebot, daraus wir ersehen können, dass wir frei aus uns das wollen und tun können, was da ist Sein heiliger Wille.

21,6. Also bist auch du in keiner Fiber deines Lebens im geringsten gebunden und kannst daher tun, was du willst! Willst du heute mein Gast sein, da bleibe; willst du aber das nicht oder getrauest dir es nicht, so hast du ebenfalls den freiesten Willen.

21,7. Hätte ich dir aber zu raten, da würde ich freilich dir wohl also raten und sagen: O Freund, bleibe! – denn besser aufgehoben bist du nun wohl in der ganzen Welt kaum irgendwo, als hier unter dem sichtbaren Schutze aller himmlischen Mächte!“

21,8. Und der Cornelius sagte: „Ja, du gerechter Mann vor den Göttern und vor deinem Gotte, und vor allen Menschen, dein Rat ist gut, und ich will ihn befolgen und will bleiben bis morgen bei dir!

21,9. Aber nur so viel werde ich mich jetzt mit meiner Hausherrin auf eine kurze Zeit entfernen, dass ich Anstalten treffen kann, durch die ihr alle – wenn schon hier in dieser Höhle – besser gelagert werdet.“

21,10. Und der Joseph sagte: „Guter Mann, tue, was du willst! Gott, der Herr, wird es dir dereinst vergelten!“

21,11. Hier ging der Hauptmann mit der Wehmutter in die Stadt und liess zuerst verkünden durch alle Gassen, dass an dem Tage Amtsferien seien, nahm dann dreissig Kriegsknechte, gab ihnen Bettzeug, Zelte und Brennholz und hiess sie dies alles hinaustragen zur Höhle.

21,12. Die Wehmutter nahm Speise und Trank in gerechter Menge mit sich und liess noch mehr nachtragen.

21,13. In der Höhle angelangt, liess der Hauptmann sogleich drei Zelte aufrichten: ein reiches für Maria, eines für sich, Joseph und seine Söhne und eines für die Wehmutter und ihre Schwester.

21,14. Und im Zelte Mariens liess er ein frisches und gar weiches Bett aufrichten und versah das Zelt noch mit andern nötigen Einrichtungen. Also richtete er auch die andern Zelte zweckmässig ein, liess dann einen Kochherd in aller Geschwindigkeit von seinen Knechten erbauen, legte selbst Holz darauf und machte Feuer zur Erwärmung der Höhle, in welcher es sonst ziemlich kalt war in dieser Jahreszeit.

22. Kapitel – Die neue ewige Geistessonne

22,1. Also versorgte unser Cornelius die fromme Familie und blieb den ganzen Tag und die ganze Nacht bei ihr.

22,2. Des Nachmittags aber kamen auch wieder die Hirten, anzubeten das Kindlein, und brachten allerlei Opfer.

22,3. Als sie aber in der Hütte Zelte und den römischen Hauptmann erschauten, da wollten sie fliehen aus grosser Furcht vor ihm;

22,4. denn es waren mehrere Beschreibungsflüchtlinge unter ihnen, die sich vor der auf solche Flüchtlinge gesetzten Strafe gar gewaltigst fürchteten.

22,5. Der Hauptmann aber ging hin zu ihnen und sprach: „Fürchtet euch nicht vor mir, denn ich will euch nun alle Strafe nachlassen; aber bedenket, was da nach dem Willen des Kaisers geschehen muss, und kommet daher morgen, und ich werde euch so zart und sanft als nur möglich beschreiben!“

22,6. Da nun die Hirten erfahren hatten, dass der Cornelius ein so sanfter Mensch ist, da verloren sie ihre Scheu und liessen sich am nächsten Tage alle beschreiben.

22,7. Nach der Rede mit den Hirten aber fragte der Hauptmann den Joseph, ob die Sonne diesmal nimmer den Morgen verlassen werde.

22,8. Und der Joseph erwiderte: „Diese Sonne, die heute der Erde aufgegangen ist, ewig nimmer! Aber die natürliche gehet ihren alten Weg nach dem Willen des Herrn fort und wird in etlich Stündlein untergehen.“

22,9. Solches aber sprach der Joseph prophetisch und wusste und verstand im Grunde selbst kaum, was er geredet hatte!

22,10. Und der Hauptmann aber fragte den Joseph: „Was sagst du hier? – Siehe, ich habe deiner Worte Sinn nicht begriffen; daher rede verständlicher zu mir!“

22,11. Und der Joseph sprach: „Es wird eine Zeit kommen, in der du dich wärmen wirst in den heiligen Strahlen dieser Sonne und baden in den Strömen ihres Geistes!

22,12. Mehr zu sagen aber weiss ich dir nicht und verstehe selbst nicht, was ich dir nun gesagt habe; die Zeit aber wird es dir enthüllen, da ich nicht mehr sein werde, in aller Fülle der ewigen Wahrheit.“

22,13. Und der Hauptmann fragte den Joseph nicht mehr und behielt diese tiefen Worte in seinem Lebensgrunde.

22,14. Am nächsten Tage aber grüsste der Hauptmann die gesamte Familie und gab ihr die Versicherung, dass er so lange für sie sorgen werde, als sie sich allda aufhalten werde, und werde sie in seinem Herzen behalten sein Leben lang.

22,15. Nachdem aber begab er sich an sein Geschäft und gab der Wehmutter wieder eine Münze, zu sorgen für die Familie.

22,16. Joseph aber sprach zu seinen Söhnen, als der Hauptmann schon fort war: „Kinder, wie ist denn das, dass ein Heide besser ist als so mancher Jude? – Sollten etwa hierher die Worte Isaias passen, da er spricht:

22,17. ,Siehe, Meine Knechte sollen vor gutem Mute jauchzen; ihr aber sollt vor Herzeleid schreien und vor Jammer heulen!‘?“ – Und die Söhne Josephs erwiderten: „Ja, Vater, diese Stelle wird hier in ihrer Fülle erklärt und verstanden.“

23. Kapitel – Aufbruch nach Jerusalem zur Darstellung Jesu im Tempel

23,1. Also verlebte Joseph sechs Tage in der Höhle und ward an jedem Tage besucht von Cornelius, der da emsigst sorgte, dass dieser Familie ja nichts abgehen solle.

23,2. Am sechsten Tage frühmorgens aber kam ein Engel zu Joseph und sprach: „Verschaffe dir ein Paar Turteltauben, und ziehe am achten Tage von hier nach Jerusalem!

23,3. Maria solle die Turteltauben nach dem Gesetze opfern, und das Kind muss beschnitten werden und erhalten den Namen, der dir und der Maria ist angezeigt worden!

23,4. Nach der Beschneidung aber ziehet wieder hierher, und verweilet hier so lange, bis ich es euch anzeigen werde, wann und wohin ihr von hier ziehen sollet!

23,5. Du, Joseph, wirst dich zwar früher zur Abreise anschicken; aber ich muss dir sagen: Du wirst nicht um einen Pulsschlag eher von hier kommen, als bis es der Wille Dessen sein wird, der bei dir ist in der Höhle!“

23,6. Nach diesen Worten verschwand der Engel, und der Joseph ging hin zur Maria und zeigte ihr solches an.

23,7. Maria aber sprach zu Joseph: „Siehe, ich bin ja allzeit eine Magd des Herrn, und so geschehe mir nach Seinem Worte!

23,8. Ich aber hatte heute einen Traum, und in diesem Traume kam das alles vor, was du mir jetzt eröffnet hast; daher sei nur besorgt um das Taubenpaar, und ich werde mit dir am achten Tage getrost ziehen nach der Stadt des Herrn.“

23,9. Es kam aber bald nach dieser Erscheinung eben auch wieder der Hauptmann auf einen Morgenbesuch, und der Joseph zeigte ihm sogleich an, warum er am achten Tage werde nach Jerusalem ziehen müssen.

23,10. Und der Hauptmann bot dem Joseph sogleich alle seine Gelegenheit an und wollte ihn führen lassen nach Jerusalem.

23,11. Aber Joseph dankte ihm darum für den herrlich guten Willen und sprach: „Siehe, also ist es der Wille meines Gottes und Herrn, dass ich also ziehen solle nach Jerusalem, wie ich hierher gezogen kam!

23,12. Und so will ich denn auch die kurze Reise also anstellen, auf dass der Herr mich nicht züchtige meines Ungehorsams willen.

23,13. So du aber schon bei dieser Gelegenheit mir etwas tun willst, so verschaffe mir zwei Turteltauben, die da zu opfern sind in dem Tempel, und erhalte mir die Wohnstätte!

23,14. Denn am neunten Tage werde ich wieder hierher kommen und werde mich darinnen so lange aufhalten, als es da von mir verlangen wird der Herr!“

23,15. Und der Cornelius versprach dem Joseph, all das Verlangte zu bieten, und ging darauf fort und brachte dem Joseph selbst eine ganze Taubensteige voll Turteltauben, aus denen sich Joseph die schönsten aussuchen musste.

23,16. Nachdem aber ging der Hauptmann wieder an sein Geschäft und liess die Taubensteige (Taubenhaus) unterdessen bis auf den Abend in der Höhle, allda er sie dann selbst wieder abholte.

23,17. Am achten Tage aber, als Joseph nach Jerusalem abgereist war, liess Cornelius eine Wache hinstellen vor die Höhle, die da niemanden aus und ein gehen liess, ausser die zwei ältesten von Joseph zurückgelassenen Söhne und die Salome, die sie mit Speise und Trank versah; denn die Wehmutter zog mit nach Jerusalem.

24. Kapitel – Beschneidung und Namensgebung des Kindleins. Der fromme Simeon und das Jesuskind

24,1. Am achten Tage nachmittags aber – nach gegenwärtiger Rechnung um die dritte Stunde – ward das Kindlein im Tempel beschnitten und bekam den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, ehe noch das Kindlein im Mutterleibe empfangen war.

24,2. Da aber für den äussersten Fall der erwiesenen Jungfrauschaft Marias auch ihrer Reinigung Zeit konnte als gültig angesehen werden, so wurde Maria auch sogleich gereinigt im Tempel.

24,3. Darum nahm Maria bald nach der Beschneidung das Kindlein auf ihren Arm und trug Es in den Tempel, auf dass sie Es mit Joseph darstellete dem Herrn nach dem Gesetze Mosis.

24,4. Wie es denn auch geschrieben steht im Gesetze Gottes: „Allerlei Erstgeburt solle dem Herrn geheiligt sein.

24,5. Und solle darum geopfert werden ein Paar Turteltauben oder ein Paar junge Tauben!“

24,6. Und Maria opferte ein Paar Turteltauben und legte es auf den Opfertisch; und der Priester nahm das Opfer und segnete Mariam.

24,7. Es war aber auch ein Mensch zu Jerusalem, namens Simeon, der war überaus fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels; denn er war erfüllt mit dem Geiste Gottes!

24,8. Diesem Manne hatte zuvor der Geist des Herrn gesagt: „Du wirst nicht den Tod des Leibes sehen, bevor du nicht sehen wirst Jesum, den Gesalbten Gottes, den Messias der Welt.“

24,9. Darum kam er nun aus einer inneren Anregung in den Tempel, da gerade Joseph und Maria sich mit dem Kinde noch in dem Tempel befanden und noch taten, was alles das Gesetz verlangte.

24,10. Als er aber das Kindlein erblickte, da ging er sobald hin zu den Eltern und verlangte bittend, dass sie ihn möchten dasselbe auf eine kurze Zeit auf seine Arme nehmen lassen.

24,11. Das frommste Elternpaar aber tat das gerne dem alten, überfrommen Manne, den sie wohl kannten.

24,12. Und Simeon nahm das Kindlein auf seine Arme, kosete es, lobte dabei Gott inbrünstigst und sprach endlich:

24,13. „Herr! nun lasse Du Deinen Diener im Frieden fahren, wie Du es gesagt hast;

24,14. denn meine Augen haben nun den Heiland gesehen, den Du verheissen hast den Vätern und den Propheten.

24,15. Dieser ist es, den Du bereitet hast vor allen Völkern!

24,16. Ein Licht zu leuchten den Heiden, ein Licht zum Preise Deines Volkes Israel.“

24,17. Joseph und Maria aber wunderten sich selbst über die Worte Simeons; denn sie verstanden noch nicht, was er von dem Kinde ausgesagt hatte.

24,18. Simeon aber gab das Kindlein nun der Maria wieder, segnete darauf beide und sprach dann zur Maria:

24,19. „Siehe, dieser wird gesetzt zum Falle und zur Auferstehung vieler in Israel, und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird!

24,20. Ein Schwert aber wird durch deine Seele dringen, auf dass da vieler Herzen offenbar werden!“

24,21. Maria aber verstand die Worte Simeons nicht; aber dessenungeachtet behielt sie dieselben tief in ihrem Herzen.

24,22. Desgleichen tat es auch der Joseph und lobte und pries Gott darum gar mächtig in seinem Herzen.

25. Kapitel – Die Prophetin Hanna

25,1. Es war aber zu dieser Zeit auch eine Prophetin im Tempel – Hanna war ihr Name; sie war eine Tochter Phanuels vom Stamme Assers.

25,2. Diese war schon im hohen Alter und war so fromm, dass sie, als sie sich in ihrer Jugend mit einem Manne verband, aus Liebe zu Gott sieben Jahre sich nicht enthüllte dem Manne und behielt diese Zeit ihre Jungfrauschaft.

25,3. In ihrem achtzigsten Jahre ward sie Witwe, ging da sobald in den Tempel und verliess denselben nicht mehr.

25,4. Sie diente hier ausschliesslich Gott dem Herrn allein durch Beten und Fasten nahe Tag und Nacht aus eigenem Antriebe.

25,5. Bei dieser Gelegenheit aber war sie schon vier Jahre also im Tempel und kam nun auch herzu, pries Gott den Herrn und redete also zu allen, die da auf den Erlöser harrten zu Jerusalem, was ihr der Geist Gottes gab.

25,6. Als sie aber zu Ende war mit ihren prophetischen Worten, da bat auch sie um das Kindlein, kosete es und pries und lobte Gott.

25,7. Nachdem aber gab sie das Kindlein wieder der Maria und sagte zu ihr: „Glücklich und gebenedeiet bist du, o Jungfrau, darum du die Mutter meines Herrn bist.

25,8. Lasse dir es aber ja nie gelüsten, dich darum preisen zu lassen; denn Das nur, was da sauget an deiner Brust, ist allein würdig, von uns allen gelobt, gepriesen und angebetet zu werden!“

25,9. Nach diesen Worten kehrte die Prophetin wieder zurück, und Joseph und Maria gingen, nachdem sie bei drei Stunden im Tempel zugebracht hatten, wieder aus demselben und suchten bei einem Verwandten Herberge.

25,10. Als sie aber dahin kamen, fanden sie das Haus verschlossen; denn der Verwandte befand sich diesmal eben auch in Bethlehem bei der Beschreibung.

25,11. Joseph aber wusste nicht, was er nun tun solle; denn fürs erste war es bereits tiefe Nacht, wie es in dieser kürzesten Tageszeit gewöhnlich zu sein pflegt, und es war auch fast kein Haus mehr offen um diese Zeit, und das um so mehr, da es ein Vorsabbat war.

25,12. Im ganz Freien zu übernachten, war es zu kalt, indem der Reif auf den Feldern lag und dazu noch ein kalter Wind wehte.

25,13. Als Joseph also hin und her dachte und den Herrn bat, dass Er ihm helfen möchte aus dieser Not,

25,14. siehe, da kam auf einmal ein junger vornehmer Israelit auf den Joseph zugeschritten und fragte ihn: „Was machst du denn so spät mit deinem Gepäck auf der Gasse? Bist du nicht auch ein Israelit – und weisst nicht den Gebrauch?“

25,15. Joseph aber sagte: „Siehe, ich bin aus dem Stamme Davids! Ich war aber im Tempel und habe geopfert dem Herrn; da hat mich die frühe Nacht übereilt, und nun kann ich keine Herberge finden und bin in grosser Angst ob meines Weibes und ihres Kindes!“

25,16. Und der junge Israelit sagte zu Joseph: „So kommt mit mir denn; ich will euch bis morgen eine Herberge vermieten um einen Groschen oder um dessen Wert!“

25,17. Und Joseph folgte mit Maria, welche sich auf dem Lasttiere befand, und mit seinen drei Söhnen dem Israeliten in ein prachtvollstes Haus und nahm dort in einer niederen Kammer Herberge.

26. Kapitel – Der Tadel des Herbergsbesitzers Nikodemus.

26,1. Am Morgen aber, als Joseph sich schon zur Abreise nach Bethlehem angeschickt hatte, kam der junge Israelit und war willens, den Mietgroschen zu verlangen.

26,2. Aber als er in die Kammer trat, befiel ihn alsobald eine so mächtige Angst, dass er darob keinen Laut über seine Lippen zu bringen vermochte.

26,3. Joseph aber trat hin zu ihm und sagte: „Freund! siehe, was wohl hältst du an mir für einen Groschen wert? – Das nehme, da ich kein Geld in meinem Besitze habe!“

26,4. Nun erholte sich der Israelit etwas und sagte mit bebender Stimme: „Mann aus Nazareth, nun erst erkenne ich dich! – Du bist Joseph, der Zimmermann, und bist derselbe, dem vor neun Monden Maria, die Jungfrau des Herrn, aus dem Tempel durchs Los zugefallen ist!

26,5. Hier ist dieselbe Jungfrau! – Wie hast du sie gehütet, da sie nun Mutter ist in ihrem fünfzehnten Jahre? – Was ist da vorgefallen?

26,6. Wahrlich, du bist der Vater nicht! Denn Männer von deinem Alter und von deiner Gottesfurcht, die anerkannt ist in ganz Israel, tun desgleichen nimmer.

26,7. Aber du hast erwachsene Söhne; kannst du bürgen für deren Unschuld? Hast du sie stets in den Augen gehabt und hast beobachtet all ihr Denken, Handeln, Tun und Lassen?“

26,8. Joseph aber entgegnete dem jungen Manne und sprach: „Nun habe auch ich dich erkannt; du bist Nikodemus, ein Sohn Benjams aus dem Stamme Levi! Wie magst du mich erforschen wohl, da dir solches nicht zukommt? – Mich aber hat der Herr erforschet darum im Heiligtume und auf dem Berge des Fluches und hat mich gerechtfertiget vor dem Hohen Rate; was für Schuld willst du noch an mir und meinen Söhnen finden?

26,9. Gehe aber hin in den Tempel und erforsche den Hohen Rat, und es wird über mein ganzes Haus dir ein rechtes Zeugnis gegeben werden!“

26,10. Diese Worte drangen dem jungen reichen Manne tief ins Herz, und er sagte: „Aber um des Herrn willen, wenn es also ist, so sage mir doch, wie es zugegangen ist, dass diese Jungfrau also geboren hat! – Ist das ein Wunder, oder ist es natürlich?“

26,11. Hier trat die anwesende Wehmutter hin zum Nikodemus und sprach: „Mann! Hier ist der Mietgroschen für die höchst dürftige Herberge! Halte uns aber nicht vergeblich länger auf; denn wir müssen noch heute in Bethlehem eintreffen!

26,12. Bedenke aber, was das ist, was heute in deinem Hause dürftig beherberget war um einen Groschen! – Wahrlich, wahrlich! deine herrlichsten Zimmer, die mit Gold und Edelsteinen gezieret sind, wären zu schlecht für solche Herrlichkeit Gottes, die da eingekehrt ist in diese Kammer, die sich höchstens für Sträflinge schickt!

26,13. Gehe aber hin und rühre an das Kindlein, auf dass von deinen Augen falle die grobe Decke und du sehest, wer dich heimgesucht hatte! – Ich als Wehmutter aber habe das alte Recht, dir zu gestatten, das Kindlein anzurühren.“

26,14. Hier ging Nikodemus hin und rührte an das Kindlein; und als er es berührt hatte, da ward ihm die innere Sehe auf eine kurze Zeit erschlossen, dass er ersah die Herrlichkeit Gottes.

26,15. Er fiel sobald nieder vor dem Kinde und betete es an und sprach: „Welche Gnade, welche Liebe und welche Erbarmung muss, o Herr, in Dir sein, dass Du also dein Volk heimsuchest!

26,16. Was solle aber ich nun mit meinem Hause geschehen lassen, und was mit mir, dass ich die Herrlichkeit Gottes also verkannt habe?!“

26,17. Die Wehmutter aber sprach: „Bleibe in allem, wie du bist; aber allertiefst schweige von dem, was du gesehen, sonst unterliegst du dem Gerichte Gottes!“ – Hier gab Nikodemus den Groschen zurück, ging weinend hinaus und liess hernach diese Kammer mit Gold und Edelsteinen verzieren. – Joseph aber machte sich sogleich auf die Reise.

27. Kapitel – Rückkehr nach Bethlehem

27,1. Abends, noch eine Stunde vor dem Untergange der Sonne, erreichten die hohen Reisenden Bethlehem wieder und zogen ein in die schon bekannte Höhle.

27,2. Die beiden zurückgebliebenen Söhne, die Salome und der Hauptmann kamen ihnen mit offenen Armen entgegen und fragten die Zurückkehrenden sorglichst, wie es ihnen ergangen sei auf der Reise.

27,3. Und Joseph erzählte alles, was ihnen begegnet ist, bekannte aber auch zuletzt, dass er an diesem Tage noch völlig nüchtern sei samt allen den Mitreisenden; denn der höchst geringe Vorrat hatte kaum für die schwache Maria hingereicht.

27,4. Als der Hauptmann solches von Joseph vernommen hatte, da ging er sogleich in den Hintergrund der Höhle und brachte eine Menge den Juden erlaubter Speisen hervor und sprach dann zum Joseph:

27,5. „Hier segne es dir dein Gott, und segne es du nach deiner Sitte, und stärket und sättiget euch alle daran!“

27,6. Und der Joseph dankte Gott und segnete die Speise und ass dann ganz wohlgemut mit Maria und seinen Söhnen und mit der Wehmutter.

27,7. Es war aber der Maria das Kindlein den ganzen Tag hindurch schon schwer geworden, darum sie denn auch zum Joseph sagte:

27,8. „Joseph, siehe, wenn ich nur neben mir ein Plätzchen hätte, das Kindlein niederzulegen, um meinen Armen eine kleine Ruhe zu gönnen, da wäre ich für alles versorgt, und das Kindlein Selbst könnte Sich ruhiger im Schlafe stärken!“

27,9. Als der Hauptmann solchen Wunsch Mariens noch kaum gemerkt hatte, da sprang er sogleich in den Hintergrund der Höhle zurück und brachte eilends eine kleine Futterkrippe hervor, welche für Schafe bestimmt war (und also aussah, wie heutzutage die Futtertröge vor den Gasthöfen auf dem Lande).

27,10. Die Salome aber nahm sogleich schönstes frisches Heu und Stroh, belegte das Kripplein damit, deckte dann ein frisches Tuch darüber und machte also ein weiches Bettchen fürs Kindlein.

27,11. Maria aber wickelte das Kindlein in frische Linnen, drückte Es dann an ihre Brust, küsste Es und gab Es dann dem Joseph zu küssen und dann auch allen Anwesenden und legte Es dann in das wohl sehr ärmliche Bettchen für den Herrn Himmels und der Erde!

27,12. Gar ruhig schlief das Kindlein, und Maria konnte nun ruhig essen und sich stärken am Mahle, welches ihnen der überaus gutherzige Hauptmann bereitet hatte.

27,13. Nach der Mahlzeit aber sprach wieder Maria zu Joseph: „Joseph, lasse mir mein Lager zurechtmachen, denn ich bin gewaltig müde von der Reise und möchte mich darum zur Ruhe begeben!“

27,14. Salome aber sprach: „O Mutter meines Herrn, siehe, dafür ist schon lange bestens gesorgt; komm und siehe!“

27,15. Und Maria erhob sich, nahm wieder das Kindlein und liess sich auch das Kripplein in ihr Zelt tragen und begab sich also zur Ruhe; und das war die erste völlige Schlafnacht für Maria nach der Geburt.

27,16. Der Hauptmann aber liess ja fleissig heizen auf dem Herde und weisse Steine wärmen und mit selben das Zelt Mariens umstellen, auf dass sie mit dem Kindlein ja keine Kälte leiden solle; denn es war dies eine kalte Nacht, in der das Wasser im Freien zu festem Eise ward.

28. Kapitel – Die Kunde von der persischen Karawane und von des Herodes Fahndung nach dem Kinde

28,1. Am Morgen des kommenden Tages aber sprach Joseph: „Was sollen wir nun noch länger hier? Maria ist wieder gestärkt, daher wollen wir aufbrechen und uns nach Nazareth begeben, allwo wir doch eine ordentliche Unterkunft haben!“

28,2. Als aber der Joseph schon sich zum Aufbruche anzuschicken anfing, da kam der Hauptmann, welcher vor Tagesanbruch schon in der Stadt etwas zu tun hatte, wieder zurück und sprach zum Joseph:

28,3. „Gotteswürdiger Mann! – Du willst aufbrechen zur Heimreise; aber für heute, morgen und übermorgen widerrate ich es dir!

28,4. Denn siehe, soeben sind Nachrichten durch meine Leute, die heute gar früh schon von Jerusalem angekommen sind, zu meinen Ohren gekommen, dass da in Jerusalem drei mächtige persische Karawanen eingezogen sind!

28,5. Drei oberste Anführer als Magier hatten sich bei Herodes um den neugeborenen König der Juden angelegentlichst erkundigt!

28,6. Dieser, von der Sache als ein römischer Mietfürst aus Griechenland nichts wissend, wandte sich an die Hohenpriester, auf dass sie ihm kundgäben, wo der Neugesalbte geboren werden sollte.

28,7. Diese aber gaben ihm kund, dass solches in Judäa, und zwar in Bethlehem, geschehen solle; denn also stünde es geschrieben!

28,8. Darauf entliess der Herodes die Priester und begab sich mit seiner ganzen Dienerschaft wieder zu den drei Anführern und gab ihnen kund, was er von den Hohenpriestern erkundschaftet hatte,

28,9. und empfahl darauf den dreien, in Judäa ja sorglichst den Neugesalbten der Juden zu suchen und, wenn sie ihn fänden, ja sobald wieder zu ihm zurückzukehren, auf dass auch dann er käme und dem Kinde seine Huldigung darbrächte.

28,10. Weisst du aber, mein geliebtester Freund Joseph, dass ich weder den Persern, am allerwenigsten aber dem überaus herrschsüchtigen Herodes traue?!

28,11. Die Perser sollen Magier sein und sollen die Geburt durch einen sonderbaren Stern entdeckt haben. Das will ich gar nicht in Abrede stellen; denn haben sich hier bei der Geburt dieses Knäbleins so grosse Wunder gezeigt, so hat solches auch in Persien geschehen können.

28,12. Aber das ist für die Sache eben auch der misslichste Umstand; denn offenbar geht es dieses Kind an. Finden es die Perser, so wird es auch der Herodes finden!

28,13. Und wir werden uns dann sehr auf die Hinterbeine zu stellen haben, um dem alten Fuchse aus den Krallen zu kommen!

28,14. Daher musst du, wie gesagt, wenigstens drei Tage noch hier verweilen an diesem abseitigen Orte, binnen welcher Zeit ich mit den Königsuchern sicher eine gute Wendung machen werde; denn siehe, ich gebiete hier über zwölf Legionen Soldaten! – Mehr brauche ich dir zu deiner Ruhe nicht zu sagen. Nun weisst du das Nötigste; bleibe daher! Ich aber gehe nun wieder und werde um des Tages Mitte wieder zu dir kommen!“ 13. September 1843

28,15. Joseph, durch diese Nachricht samt seiner Familie eingeschüchtert, blieb und wartete in aller Ergebung in den Willen des Herrn ab, was da aus dieser sonderbaren Fügung werden solle.

28,16. Und er ging hin zur Maria und erzählte ihr, was er soeben vom Hauptmanne vernommen hatte.

28,17. Die Maria aber sprach: „Des Herrn Wille geschehe! Was alles für bittere Dinge sind uns schon bisher begegnet, – und der Herr hat sie alle in Honig verwandelt!

28,18. Sicher werden uns auch die Perser nichts zuleide tun, falls sie im Ernste zu uns kommen sollten; und sollten sie an uns irgendeine bedungene Gewalt verüben wollen, so haben wir ja durch die Gnade Gottes den Schutz des Hauptmanns für uns!“

28,19. Und der Joseph sagte: „Maria, das alles ist in der Ordnung! Die Perser fürchte ich auch eben nicht so sehr; aber den graubärtigen Herodes, dieses reissende Tier in menschlicher Gestalt, – der ist es, den ich fürchte, und auch der Hauptmann sich scheut vor ihm!

28,20. Denn wird es durch die Perser allenfalls erwiesen, dass da unser Knäblein der neugesalbte König ist, dann wird uns nichts als eine schnöde Flucht übrigbleiben!

28,21. Denn dann wird auch unser Hauptmann aus staatlichen römischen Rücksichten uns seines Heiles willen zum Feinde werden müssen und wird uns, statt zu retten, nur verfolgen müssen, will er nicht als ein Abtrünniger und als ein geheimer Verräter seines Kaisers angesehen werden!

28,22. Und das sieht er heimlich auch sicher ein, da er selbst zu mir bezüglich des Herodes nicht unbedeutende Bedenklichkeiten zu erkennen gab.

28,23. Darum, meine ich, lässt er uns auch noch drei Tage hier harren! Geht es gut, so bleibt er sicher unser Freund;

28,24. geht es aber schlecht, so hat er uns aber auch bei der Hand, um uns der Grausamkeit Herodis auszuliefern, und wird dadurch noch obendrauf von seinem Kaiser eine grosse Auszeichnung erhalten, darum er auf eine so feine Art einen jüdischen König, der einst dem Staate gefährlich werden könnte, aus der Welt befördert hat!“

28,25. Maria aber sagte darauf: „Joseph! Ängstige dich und mich nicht vergeblich! – Siehe, haben wir doch das Fluchwasser getrunken, und es ist uns nichts geschehen! Warum sollen wir uns denn nun ängstigen, da wir doch schon so viel der Herrlichkeit Gottes ob dieses Kindes gesehen und erprobet haben?!

28,26. Gehe es, wie es wolle, ich sage dir: Der Herr ist mächtiger denn die Perser, der Herodes, der Kaiser Roms und der Hauptmann samt seinen zwölf Legionen! Daher sei ruhig, wie du siehst, dass ich ruhig bin!

28,27. Übrigens aber bin ich überzeugt, dass der Hauptmann eher alles aufbieten wird, als bis er notgedrungen unser Feind werden wird!“

28,28. Damit ward der gute, frommste Joseph wieder beruhigt und ging hin und erwartete den Hauptmann und liess von seinen Söhnen die Höhle beheizen und einige Früchte kochen für Maria und für sich und die Söhne.

29. Kapitel – Der drei Weisen Zeugnis über das Kind: ein König der Könige, ein Herr der Herren von Ewigkeit!

29,1. Der Mittag war herangekommen, aber der Hauptmann verzog diesmal, und Joseph zählte mit banger Erwartung die Augenblicke; aber der Hauptmann kam nicht zum Vorscheine.

29,2. Darum wandte sich Joseph zum Herrn und sprach: „Mein Gott und mein Herr, ich bitte Dich, dass Du mich doch nicht so sehr möchtest ängstigen lassen; denn siehe, ich bin alt und schon ziemlich schwach in allen meinen Gelenken!

29,3. Daher stärke mich durch eine Verkündung, was ich tun solle, um nicht zuschanden zu werden vor allen Söhnen Israels!“

29,4. Als der Joseph also gebetet hatte, siehe, da kam der Hauptmann fast ausser Atem und sprach zu Joseph:

29,5. „Mann meiner höchsten Achtung! – Soeben komme ich von einem Marsche zurück, den ich selbst mit einer ganzen Legion nahe auf den drittel Weg gen Jerusalem gemacht habe, um etwas von den Persern zu erspähen,

29,6. und habe auch allorts Spione aufgestellt, aber bis jetzt konnte ich nichts entdecken! Sei aber nur ruhig; denn wenn sie kommen, müssen sie auf meine ausgestellten Posten stossen!

29,7. Da aber solle es ihnen eben nicht zu leicht werden, irgendwo durchzubrechen und hierher zu gelangen, bevor sie nicht von mir sind verhört und beurteilt worden! – Ich gehe nun darum sogleich wieder und werde die Wachen verstärken; am Abende bin ich bei dir!“

29,8. Hier eilte der Hauptmann wieder fort, und der Joseph lobte Gott und sprach zu seinen Söhnen: „Nun setzet die Speisen auf den Tisch, und du, Salome, frage die Maria, ob sie mit uns am Tische essen will, oder sollen wir ihr die Speisen aufs Lager bringen?“

29,9. Maria aber kam selbst mit dem Kindlein ganz heiteren Mutes heraus aus ihrem Zelte und sprach: „Weil ich stark genug bin, will ich bei euch am Tische essen; nur das Kripplein schaffet her fürs Kindlein!“

29,10. Joseph aber war darüber voll Freuden und setzte vor Maria die besten Stücke hin; und sie lobten Gott den Herrn und assen und tranken.

29,11. Als sie aber noch kaum abgespeist hatten, siehe, da entstand auf einmal vor der Höhle ein starkes Lärmen. Joseph sandte den Joel, nachzusehen, was es gäbe.

29,12. Als der Joel aber hinausblickte zur Türe (denn die Höhle war am Ausgange gezimmert), da sah er eine ganze Karawane von Persern mit belasteten Kamelen und sprach mit ängstlicher Stimme:

29,13. „Vater Joseph! Um des Herrn willen, wir sind verloren! – Denn siehe, die berüchtigten Perser sind hier mit vielen Kamelen und grosser Dienerschaft!

29,14. Sie schlagen ihre Zelte auf und lagern sich in einem weiten Kreise, unsere Höhle ganz umringend, und drei mit Gold, Silber und Edelsteinen gezierte Anführer packen goldene Säcke aus und machen Miene, sich herein in die Höhle zu begeben!“

29,15. Diese Nachricht machte unseren guten Joseph beinahe sprachunfähig; mit grosser Mühe brachte er die Worte heraus: „Herr, sei mir armem Sünder barmherzig! – Ja, jetzt sind wir verloren!“ – Maria aber nahm das Kindlein und eilte damit in ihr Zelt und sprach: „Nur wenn ich tot bin, werdet ihr Es mir entreissen!“

29,16. Joseph aber ging nun hin zur Türe, geleitet von seinen Söhnen, und sah verstohlen hinaus, was da macheten die Perser.

29,17. Als er aber die grosse Karawane und die aufgerichteten Zelte erschaute, da ward es ihm doppelt bange ums Herz, dass er darob inbrünstigst zu flehen anfing, der Herr möchte ihm nur diesmal aus solcher grossen Not helfen.

29,18. Als er aber also flehte, siehe, da kam der Hauptmann in ganz kriegerischer Rüstung, geleitet von tausend Kriegern, und stellte die Krieger zu beiden Seiten der Höhle auf.

29,19. Er selbst aber ging hin und befragte die drei Magier, aus welcher Veranlassung und wie – von ihm also ganz unbemerkt – sie hierher gelanget seien.

29,20. Und die drei sprachen einstimmig zum Hauptmann: „Halte uns ja nicht für Feinde; denn du siehst ja, dass wir keine Waffen mit uns führen, weder offene noch verborgene!

29,21. Wir sind aber Sternkundige aus Persien, und wir haben eine alte Prophezeiung, in dieser steht es geschrieben, dass in dieser Zeit den Juden wird ein König der Könige geboren werden, und seine Geburt wird durch einen Stern angezeigt werden.

29,22. Und die da den Stern sehen werden, die sollen sich auf die Reise machen und ziehen, dahin sie der mächtige Stern führen wird; denn sie werden dort den Heiland der Welt finden, wo der Stern wird seinen Stand nehmen!

29,23. Siehe aber, ob diesem Stalle stehet der Stern, sicher jedermann sichtbar am hellen Tage sogar! – Dieser war unser Führer hierher; hier aber blieb er stehen ob diesem Stalle, und wir haben sicher ohne allen Anstand die Stelle erreicht, allwo das Wunder aller Wunder sich lebendig vorfindet, ein neugebornes Kind, ein König der Könige, ein Herr der Herren von Ewigkeit!

29,24. Diesen müssen wir sehen, anbeten und Ihm die allerhöchste Huldigung darbringen! – Daher wolle uns ja nicht den Weg verrammen; denn sicher hat uns kein böser Stern hierher geführt!“

29,25. Hier sah der Hauptmann nach dem Sterne und verwunderte sich hoch über ihn; denn fürs erste stand er ganz nieder, und fürs zweite war sein Licht nahe so stark wie das Naturlicht der Sonne.

29,26. Als der Hauptmann aber sich von alledem überzeugt hatte, da sprach er zu den dreien: „Gut, ich habe nun aus euren Worten und aus dem Sterne die Überzeugung erlangt, dass ihr redlichen Sinnes hierher gekommen seid; aber nur sehe ich nicht ein, was ihr zuvor in Jerusalem bei Herodes zu tun hattet! – Hat euch der Stern auch jenen Weg gezeigt?

29,27. Warum hat euch denn euer Wunderführer nicht sogleich hierher geführt, indem doch alsonach sicher hier der Ort eurer Bestimmung ist? – Darüber verlange ich noch eine Antwort von euch, sonst kommt ihr nicht in die Höhle!“

29,28. Die drei aber sagten: „Der grosse Gott wird das wissen! Sicher muss es in Seinem Plane liegen; denn keiner aus uns hatte je den Sinn gefasst, sich Jerusalem auch nur von ferne zu nahen!

29,29. Und du kannst uns völlig glauben, uns gefielen die Menschen in Jerusalem gar nicht, am wenigsten aber der Fürst Herodes! Da wir aber schon dort waren und aller Stadt Aufmerksamkeit auf uns gerichtet war, so mussten wir doch zeigen, was da ist unsere Absicht!

29,30. Die Priester gaben uns Kunde durch den Fürsten, der uns bat, dass wir ihm wieder die Kunde überbringen sollen von dem gefundenen Könige, auf dass auch er käme und brächte dem neuen Könige seine Huldigung dar.“

29,31. Der Hauptmann aber sprach: „Das werdet ihr nimmer tun; denn ich kenne die Absicht dieses Fürsten! Eher bleibet ihr hier als Geiseln! – Ich aber gehe nun hinein und will mich mit dem Vater des Kindes über euch besprechen.“

30. Kapitel – Der Stern der drei Weisen und die alte Prophezeiung der persischen Sternkundigen Chaspara, Melcheor und Balthehasara. Die sie begleitenden Geister: Adam, Kain und Abraham.

30,1. Als der gute Joseph alles das vernommen hatte, da ward es ihm leichter ums bedrängte Herz; und da er vernommen hatte, dass der Hauptmann zu ihm kommen werde, so machte er sich auf seinen Empfang bereit.

30,2. Und der Hauptmann trat ein, grüsste den Joseph und sprach dann zu ihm: „Mann meiner höchsten Achtung!

30,3. Siehe, durch wunderbare Fügung sind diese draussen nun harrenden Morgenländer hierher gekommen. – Ich habe sie scharf geprüft und habe an ihnen nichts Arges entdeckt!

30,4. Sie wünschen dem Kinde nach der Beheissung ihres Gottes ihre Huldigung darzubringen, und so bin ich der Meinung, du kannst sie ohne die allergeringste Furcht hereinlassen, wann es dir gelegen ist.“

30,5. Und der Joseph sprach: „Wenn es also ist, da will ich meinen Gott loben und preisen; denn Er hat wieder einen glühenden Stein von meinem Herzen genommen!

30,6. Aber es hat sich zuvor die Maria etwas entsetzt, als sich die Perser um diese Höhle zu lagern anfingen; darum muss ich doch zuvor nachsehen, wie sie bestellt ist, auf dass da ein unvorbereitetes Eintreten dieser Gäste sie nicht noch mehr erschreckt, als sie sich schon ehedem vor ihnen erschreckt hat.“

30,7. Der Hauptmann aber billigte diese Vorsicht Josephs; und Joseph ging hin zur Maria und benachrichtigte sie von allem, was er vom Hauptmann vernommen hatte.

30,8. Und Maria ganz heiteren Mutes sprach: „Friede allen Menschen auf Erden, die eines treuen und guten Herzens sind und haben einen Willen, der sich von Gott lenken lässt!

30,9. Diese sollen nur kommen, wann es ihnen des Herrn Geist anzeigen wird, und sollen den Segen ihrer Treue ernten! – Denn ich habe nicht die allergeringste Furcht vor ihnen!

30,10. Aber wenn sie eintreten werden, musst du doch mir recht nahe zur Seite stehen; denn es würde sich doch nicht schicken, dass ich sie ganz allein empfinge in diesem Zelte!“

30,11. Joseph aber sagte: „Maria, so du Kraft hast, da stehe auf mit dem Kinde, nehme das Kripplein und lege Es vor dir in dasselbe, und dann können die Gäste eintreten und dem Kinde ihre Ehre geben!“

30,12. Und die Maria vollzog sogleich diesen Willen Josephs, und Joseph sprach darauf zum Hauptmann:

30,13. „Siehe, wir sind bereit; so da die drei eintreten wollen, da können wir es ihnen schon andeuten, dass wir nach unserer Armut ganz auf ihren Empfang bereitet sind!“

30,14. Und der Hauptmann ging hinaus und kündigte solches den dreien an. – Die drei aber fielen sobald zur Erde nieder, lobten Gott für diese Gestattung, nahmen dann die goldenen Säcke und begaben sich allerehrfurchtsvollst in die Höhle. 18. September 1843

30,15. Der Hauptmann öffnete die Tür, und die drei traten mit der allerhöchsten Ehrfurcht in die Höhle; denn es ging im Augenblicke ihres Eintretens ein mächtiges Licht vom Kinde aus.

30,16. Als sie, die drei Weisen nämlich, sich auf ein paar Tritte dem Kripplein, darinnen das Kindlein lag, näherten, da fielen sie sobald auf ihre Angesichter nieder und beteten dasselbe an.

30,17. Bei einer Stunde lang lagen sie, von der höchsten Ehrfurcht ergriffen und gebeugt, vor dem Kinde; dann erst erhoben sie sich langsam und richteten kniend ihre mit Tränen befeuchteten Angesichter auf und besahen den Herrn, den Schöpfer der Unendlichkeit und Ewigkeit.

30,18. Die Namen der drei aber waren: Chaspara, Melcheor und Balthehasara.

30,19. Und der erste, in Gesellschaft des Geistes Adams, sprach: „Gebet Gott die Ehre, das Lob, den Preis! Hosianna, hosianna, hosianna Gott, dem Dreieinigen, von Ewigkeit zu Ewigkeit!“

30,20. Hier nahm er den goldgewirkten Beutel, in dem dreiunddreissig Pfunde feinsten Weihrauchs waren, und übergab ihn mit der grössten Ehrerbietung der Maria mit den Worten:

30,21. „Nimm ohne Scheu, o Mutter, dies geringe Zeugnis dessen, davon mein ganzes Wesen ewig erfüllt sein wird! – Nimm hin den schlechten äusseren Tribut, den jedes denkende Geschöpf aus dem Grunde seines Herzens seinem allmächtigen Schöpfer schuldet für ewig!“

30,22. Maria nahm den schweren Beutel und übergab ihn dem Joseph, und der Spender erhob sich, stellte sich hin zur Türe und kniete da abermals nieder und betete den Herrn in dem Kinde an.

30,23. Und sobald erhob der zweite, der da ein Mohr war und des Kain Geist in seiner Gesellschaft hatte, einen etwas kleineren Beutel, aber von gleichem Gewichte, gefüllt mit reinstem Golde, und überreichte ihn der Maria mit den Worten:

30,24. „Was dem Könige der Geister und der Menschen auf Erden gebührt, bringe ich dar, ein kleinstes Opfer Dir, Du Herr der Herrlichkeit ewig! – Nimm es hin, o Mutter, die du geboren hast, das aller Engel Zunge ewig nie wird auszusprechen imstande sein!“

30,25. Hier übernahm Maria den zweiten Beutel und übergab ihn dem Joseph. – Und der opfernde Weise erhob sich und ging hin zum ersten und tat, was dieser tat.

30,26. Sodann erhob sich der dritte, nahm seinen Beutel, gefüllt mit allerfeinster Goldmyrrhe, einer damals allerkostbarsten Spezerei, und übergab ihn der Maria mit den Worten:

30,27. „Der Geist Abrahams ist in meiner Gesellschaft und sieht nun den Tag des Herrn, auf den er sich so mächtig gefreut hat!

30,28. Ich aber, Balthehasara, opfere hier in kleiner Gabe, was da gebühret dem Kinde der Kinder! – Nimm es hin, o Mutter aller Gnade! – Ein besseres Opfer aber berge ich in meiner Brust; es ist meine Liebe, – diese solle diesem Kinde ewig ein wahrstes Opfer bleiben!“

30,29. Hier nahm Maria den ebenfalls dreiunddreissig Pfunde schweren Beutel und übergab ihn dem Joseph. – Der Weise aber erhob sich dann auch und ging hin zu den zwei ersten, betete an das Kindlein und ging nach vollendetem Gebete mit den ersten zweien hinaus, da ihre Zelte aufgerichtet waren.

31. Kapitel – Die drei gesegneten Geschenke Gottes: Sein heiliger Wille, Seine Gnade und Seine Liebe

31,1. Als die drei Weisen aber völlig wieder draussen waren und sich zur Ruhe begeben hatten in ihren Zelten, da sagte die Maria zum Joseph:

31,2. „Siehe, siehe nun, du ängstlicher, sorgerfüllter Mann, wie herrlich und gut der Herr, unser Gott, ist, wie gar so väterlich Er für uns sorgt!

31,3. Wer hätte von uns sich je im Traume etwas solches können beifallen lassen? Aus unserer grossen Angst hat Er solch einen Segen für uns bewirkt und hat alle unsere grosse Furcht und Sorge in eine so grosse Freude verwandelt!

31,4. Von denen wir befürchteten, dass sie nach dem Leben des Kindes trachten möchten, gerade von denen haben wir erlebt, dass sie Ihm nur eine Ehre dargebracht haben, wie wir sie nur immer Gott, dem Herrn, schuldig sind!

31,5. Und haben uns noch obendrauf so reichlich beschenkt, dass wir uns um den Wert der Geschenke ein sehr ansehnliches Landgut völlig zu eigen ankaufen können und können dort für die Erziehung des göttlichen Kindes sicher nach dem Willen des Herrn bestens sorgen!

31,6. O Joseph! – Heute erst will ich dem allerliebvollsten Herrn danken, Ihn loben und preisen die ganze Nacht hindurch; denn Er ist nun unserer Armut auch so sehr zuvorgekommen, dass wir uns jetzt recht gütlich behelfen können! – Was sagst denn du dazu, lieber Vater Joseph?“

31,7. Und der Joseph sprach: „Ja, Maria, unendlich gut ist Gott der Herr denen, die Ihn lieben über alles und alle ihre Hoffnung auf Ihn allein richten; – aber ich meine, nicht uns, sondern dem Kinde gelten die Geschenke, und wir haben demnach nicht das Recht, sie zu gebrauchen nach unserem Gutdünken.

31,8. Das Kind aber heisst Jesus und ist ein Sohn des Allerhöchsten; daher müssen wir zuerst den allerhabensten Vater fragen, was da mit diesen Schätzen geschehen solle!

31,9. Und was Er damit anordnen wird, das wollen wir auch tun; ohne Seinen Willen aber will ich sie nicht anrühren mein Leben lang und will dir und mir lieber auf die beschwerlichste Art von der Welt ein gesegnetes Stückchen Brotes verdienen!

31,10. Habe ich dich und meine Söhne doch bis jetzt durch die vom Herrn gesegnete Arbeit meiner Hände ernährt; also werde ich es mit der Hilfe des Herrn auch noch fürder zu tun vermögen!

31,11. Daher sehe ich nicht auf diese Geschenke, sondern allein auf den Willen des Herrn und auf Seine Gnade und Liebe.

31,12. Das sind die drei grössten, uns allzeit mächtig segnenden Geschenke Gottes; Sein heiliger Wille ist mir der köstlichste Weihrauch, Seine Gnade das reinste und schwerste Gold, und Seine Liebe die allerköstlichste Myrrhe!

31,13. Diese drei Schätze dürfen wir allzeit ohne Scheu verschwenderisch gebrauchen; aber diesen Weihrauch, dieses Gold und diese Myrrhen da in den goldenen Säcken dürfen wir nicht anrühren ohne die ersten drei Hauptschätze, die uns bis jetzt noch immer die reichlichsten Interessen abgeworfen haben.

31,14. Also, liebe Maria, wollen wir tun, und ich weiss, der Herr wird uns darum mit grossem Wohlgefallen ansehen; Sein Wohlgefallen aber sei uns der allergrösste Schatz!

31,15. Was meinst du, holdeste Maria, habe ich recht oder nicht? Ist also nicht am besten mit diesen Schätzen die rechte Bestimmung getroffen?“

31,16. Hier wurde die Maria bis zu Tränen gerührt und lobte die Weisheit Josephs. Und der Hauptmann fiel dem Joseph um den Hals und sprach: „Ja, du bist noch ein wahrer Mensch nach dem Willen deines Gottes!“ – Das Kindlein aber sah den Joseph lächelnd an, hob ein Händchen auf und tat, als segnete Es den Nährvater, den frömmsten Joseph.

32. Kapitel – Der Engel als Ratgeber der drei Weisen

32,1. Die drei Weisen aber traten in einem Zelte zusammen und besprachen, was sie nun tun sollten.

32,2. Sollten sie dem Herodes das gegebene Wort halten, oder sollten sie hier zum ersten Male wortbrüchig werden?

32,3. Und so sie einen anderen Weg in ihr Land einschlagen sollten, da frage es sich, welchen, der sie sicher wieder brächte in ihr Land.

32,4. Und einer fragte den andern: „Wird wohl der wunderbare Stern, der uns hierher geführt hatte, uns auch wieder anderen Weges nach Hause führen?“

32,5. Als sie sich aber also berieten, siehe, da trat auf einmal ein Engel unter sie und sprach zu ihnen: „Sorget euch nicht vergeblich, der Weg ist schon gebahnt!

32,6. So gerade als da fallet der Sonne Strahl auf die Erde am Mittage, ebenso geraden Weges sollet ihr morgen in euer Land anderen Weges denn über Jerusalem geleitet werden!“

32,7. Darauf verschwand der Engel, und die drei begaben sich zur Ruhe. Und früh am Morgen zogen sie von da hinweg und gelangten auf dem kürzesten Wege bald wieder in ihr Land, allwo sie vielen Freunden die grosse Ehre Gottes verkündeten und weckten sie wieder im rechten Glauben an den einigen Gott.

32,8. Am selben Morgen aber fragte Joseph den Hauptmann, wie lange er denn noch in dieser Höhle werde verweilen müssen.

32,9. Der Hauptmann aber sagte freundlichst zu Joseph: „Mann meiner höchsten Achtung! Glaubst du denn, ich halte dich hier wie einen Gefangenen?

32,10. O welch ein Gedanke! – Wie sollte ich, ein Wurm im Staube vor der Macht deines Gottes, dich wohl je gefangen halten!? – Was aber meine Liebe zu dir tut, siehe, das ist ja keine Gefangenschaft!

32,11. Von meiner Macht aus bist du zu jeder Stunde frei und kannst ziehen, dahin du willst! – Aber nicht ebenso frei bist du von meinem Herzen aus; das möchte dich freilich hier halten für alle Zeit, denn es liebt dich und dein Söhnlein mit unbeschreiblicher Macht!

32,12. Sei aber noch ein paar Tage ruhig; ich will sogleich Kundschafter nach Jerusalem senden und dort erfahren, was da der graue Fuchs machen wird, so die Perser ihm das Wort nicht gehalten haben!

32,13. Dann aber werde ich mich schon zu richten wissen und werde dich schützen gegen jede Verfolgung dieses Wüterichs.

32,14. Denn du kannst es mir glauben, dieser Herodes ist der grösste Feind meines Herzens, und ich will ihn schlagen, wo ich nur immer mag und kann!

32,15. Ich bin freilich nur ein Hauptmann und bin noch selbst ein Untergebener dem höheren Feldherrn, der zu Sidon und Smyrna residiert und befiehlt über zwölf Legionen in Asien.

32,16. Aber ich bin kein gemeiner Zenturio, sondern bin ein Patrizier und gebiete daher nach meinem Titel mit über die zwölf Legionen in Asien! So ich eine oder die andere gebrauchen will, da brauche ich nicht erst nach Smyrna zu senden, sondern als Patrizier nur zu gebieten, und die Legion muss mir gehorchen! Daher kannst du auf mich schon rechnen, wenn sich Herodes erheben sollte!“ 22. September 1843

32,17. Joseph dankte dem Hauptmann für diese allerfreundlichste Sorgfalt, setzte aber dann hinzu und sprach:

32,18. „Höre mich nun auch an, du achtbarster Freund! – Siehe, du hast dich ehedem wohl auch allerwachsamst gesorget wegen der Perser; aber was hat das alles genützt?!

32,19. Die Perser kamen ungesehen von all deinen tausend Augen und hatten lange eher schon ihr Lager geschlagen, als du auch nur einen von ihnen entdecken mochtest!

32,20. Siehe, hätte mich da der Herr, mein Gott, nicht beschützt, wo wäre ich nun schon mit deiner Hilfe? Ehe du zum Vorscheine kamst, hätten die Perser mich samt meiner Familie schon lange erwürgen können!

32,21. Daher sage ich dir nun als ein wärmsten Dankes vollster Freund: Menschenhilfe ist zu nichts nütze; denn alle Menschen sind nichts vor Gott!

32,22. So aber Gott der Herr uns helfen will und auch allein nur helfen kann, da sollen wir uns gar nicht viel Mühens machen; denn es wird trotz alles unseres Mühens dennoch alles also geschehen, wie es der Herr will, aber nie, wie wir es wollen.

32,23. Unterlasse daher das mühsame und gefährliche Auskundschaften in Jerusalem, durch das du fürs erste wenig Erhebliches erfahren möchtest und fürs zweite, so es aufkäme, dir noch meinetwegen ein herbes Los bereiten könntest!

32,24. In dieser Nacht aber wird es mir der Herr ohnehin sicher anzeigen, was da Herodes tun wird, und was ich werde tun müssen; daher magst du nun samt mir ganz ruhig sein und den Herrn allein über mich und dich walten lassen, und es wird schon alles recht sein.“

32,25. Als der Hauptmann aber solche Rede von Joseph vernommen hatte, ward er sehr bewegt in seinem Gemüte, und es tat ihm wehe, dass der Joseph seine Hilfe abgelehnt hatte.

32,26. Joseph aber sprach: „Guter, liebster Freund! dich schmerzt es, weil ich dir es abgeraten habe, dich ferner noch um meine Wohlfahrt zu kümmern.

32,27. Aber so du die Sache beim hellen Lichte betrachtest, da musst du ja doch selbst notwendig dasselbe finden!

32,28. Siehe, wer von uns hat noch je die Sonne und den Mond und alle die Sterne über das Firmament getragen? Wer von uns noch je den Winden, Stürmen und Blitzen geboten?

32,29. Wer hat dem mächtigen Meere sein Bett gegraben, wer von uns den grossen Strömen ihren Weg vorgezeichnet?

32,30. Welchen Vogel haben wir den schnellen Flug gelehrt und wann sein Gefieder geordnet? Wann für ihn die klang- und sangreiche Kehle gebildet?

32,31. Wo wohl stehet das Gras, zu dessen Wachstume wir den lebendigen Samen gebildet hätten?

32,32. Siehe, das alles aber tut der Herr täglich! – So dich aber Sein mächtiges wunderbares Walten doch in jedem Augenblicke an Seine unendlich liebvollste Fürsorge erinnert, wie sollte es dich da wundern, wenn ich dich freundlichst darauf aufmerksam mache, da vor Gott alle Menschenhilfe in den Staub der Nichtigkeit zurücksinket?“

32,33. Diese Worte brachten den Hauptmann wieder in eine günstige Stimmung; aber dessenungeachtet sandte er dennoch heimlich Kundschafter nach Jerusalem, um zu erfahren, was dort vor sich ginge.

33. Kapitel – Die Vorbereitungen zur Flucht nach Ägypten

33,2. „Joseph! verkaufe die Schätze und kaufe dir noch einige Lasttiere; denn du musst mit deiner Familie nach Ägypten fliehen!

33,3. Siehe, Herodes ist in einen mächtigen Grimm ausgebrochen und hat beschlossen, alle Kinder von ein bis zwölf Jahren Alters zu ermorden, darum er von den Weisen hintergangen ward!

33,4. Diese hätten es ihm anzeigen sollen, wo der neue König geboren ward, auf dass er dann seine Schergen ausgesandt hätte, welche das Kind hätten ermorden sollen, welches da ist der neue König.

33,5. Wir Engel der Himmel aber haben die Weisung vom Herrn erhalten, eher noch, als Er in die Welt ging, über alles das allsorglichst zu wachen, was eure Sicherheit betrifft!

33,6. Darum denn kam ich nun zu dir, um es dir anzuzeigen, was der Herodes tun wird, da er des Einen nicht bestimmt habhaft werden kann.

33,7. Der Hauptmann selbst wird müssen dem Herodes Subsidien leisten, will er nicht von ihm beim Kaiser verraten werden; darum sollst du dich schon morgen auf die Reise machen!

33,8. Solches aber kannst denn du wohl auch dem Hauptmann anzeigen, und er wird dir behilflich sein zur schleunigen Abreise! – Also geschehe im Namen Dessen, der da lebet und sauget die Brüste Marias!“

33,9. Hier ward Joseph wach, und also auch die Maria, die da sogleich mit ängstlicher Stimme den Joseph zu sich rief und ihm dann sogleich ihren Traum erzählte.

33,10. Joseph aber ersah sobald sein Gesicht in der Erzählung Mariens und sagte darauf: „Maria, sorge dich nicht, noch vor der Mitte des Tages sind wir schon übers Gebirge – und in sieben Tagen in Ägypten!

33,11. Ich will aber nun, da es schon helle wird, sogleich ausgehen und alles bestellen zur schnellen Abreise.“

33,12. Hier ging der Joseph auch sobald mit den drei ältesten Söhnen, nahm die Schätze und trug sie hin zu einem Wechsler, welcher ihm sobald die Türe öffnete und ihm alles ablöste um den gerechten Betrag.

33,13. Dann ging Joseph zu einem Lasttierhändler, geleitet von einem Diener des Wechslers, und kaufte sogleich noch sechs lastbare Esel und kam also wohl ausgerüstet wieder in die Höhle zurück.

33,14. Daselbst harrte auch schon der Hauptmann seiner und erzählte ihm sogleich, was für allergrausamst schändlichste Nachrichten ihm von Jerusalem überbracht worden sind. 25. September 1843

33,15. Joseph aber verwunderte sich nicht sehr über diese Erzählung des Hauptmanns, sondern sprach nur in einem gottergebenen Tone:

33,16. „Geehrter Freund! was du mir hier kundgibst, das alles und viel genauer liess mir in dieser Nacht, wie ich es dir gestern meldete, der Herr kundgeben, was alles der Herodes beschlossen hat!

33,17. Siehe, du selbst wirst ihm noch obendrauf müssen Subsidien leisten; denn er will um Bethlehem und in der Stadt selbst alle Kinder von etlichen Wochen Alters bis ins zwölfte Jahr erwürgen lassen, um unter ihnen auch auf das meine zu kommen!

33,18. Darum muss ich heute noch fliehen von hier, dahin mich des Herrn Geist führen wird, um der Grausamkeit Herodis zu entkommen.

33,19. Darum aber ersuche ich dich, dass du mir den sicheren Weg gen Sidon weisest; denn schon in einer Stunde muss ich aufbrechen!“

33,20. Als der Hauptmann aber solches vernommen hatte, ward er ergrimmt über alle Massen über den Herodes und schwor ihm unversiegbare Rache, sagend:

33,21. „Joseph, so wahr es jetzt Tag wird und die Sonne schon über dem Horizonte steht, so wahr dein Gott lebt, so wahr will ich mich als edelster Patrizier Roms eher ans Kreuz binden lassen, ehe ich solch ein Unternehmen den Wüterich werde ungestraft verüben lassen!

33,22. Führen will ich dich sogleich übers Gebirge selbst mit einer guten Bedeckung; und weiss ich dich in Sicherheit, dann werde ich zurückeilen und sogleich einen Eilboten nach Rom senden, der dem Kaiser alles anzeigen soll, was da der Herodes zu unternehmen gedenkt.

33,23. Ich aber werde alles Mögliche aufbieten, um hier das Vorhaben des Scheusals zu hintertreiben.“

33,24. Und der Joseph erwiderte: „Guter, achtbarster Freund! Wenn du schon etwas tun kannst, da beschütze wenigstens die Kinder von drei bis zwölf Jahren! Solches wird in deiner Macht stehen!

33,25. Aber die Kindlein von der Geburt an bis ins zweite Jahr wirst du nicht zu schützen vermögen!

33,26. Ersteren Schutz aber wirst du auch nicht durch Gewalt, sondern allein durch Klugheit zu bewerkstelligen imstande sein!

33,27. Der Herr aber wird dich in solcher Klugheit leiten! Darum denke nicht viel, was du tun wirst; denn der Herr wird dich leiten im geheimen!“

33,28. Der Hauptmann aber sprach: „Nein, nein, der Kinder Blut solle nicht fliessen; eher will ich militärische Gewalt brauchen!“

33,29. Joseph aber sprach: „Siehe, was kannst du wohl tun, so der Herodes schon mit einer ganzen römischen Legion soeben Jerusalem verlässt, – wirst du wider deine eigene Macht ins Feld ziehen? – Daher tue, wie dich der Herr leiten wird, damit du auf freundlichem Wege doch die Drei- bis Zwölfjährigen rettest!“ – Hier gab der Hauptmann nach.

34. Kapitel – Der Aufbruch zur Flucht.

34,1. Nach dieser Unterredung Josephs mit dem Hauptmanne sprach der Joseph zu seinen Söhnen: „Machet euch auf, und rüstet die Lasttiere!

34,2. Die sechs neuen Esel sattelt für mich und euch und den alten und approbierten für die Maria! Nehmet, soviel ihr könnet, von den Esswaren mit; den Ochsen mit dem Karren aber lassen wir hier der Wehmutter zum Angedenken und zum Lohne für ihre Aufmerksamkeit für uns!“

34,3. Also ward der Ochse mit dem Karren von der Wehmutter in Besitz genommen und wurde zu keiner Arbeit mehr verwendet.

34,4. Die Salome aber fragte den Joseph, ob sie nicht mit ihm ziehen dürfte.

34,5. Und der Joseph sprach: „Das kommt auf dich an; ich aber bin arm, das weisst du, und kann dir keinen Lohn geben, so du mir eine Magd abgeben möchtest!

34,6. Hast du aber Mittel und kannst sorgen mit mir für den Mund und für des Leibes Haut, da kannst du mir ja folgen!“

34,7. Die S

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